5 Wahrheiten übers Wohnen, die ich mir wünsche, dass sie jeder versteht
Es gibt Dinge, die ich als Einrichtungsberaterin so oft denke – manchmal würde ich sie am liebsten in jedes Wohnzimmer rufen, auf jedem Couchtisch hinterlassen und auf alle weißen Wände schreiben. 😉
Denn viele Unsicherheiten oder Unzufriedenheiten beim Einrichten haben denselben Ursprung: falsche Annahmen oder Erwartungen.
In diesem Artikel teile ich fünf zentrale Wahrheiten mit dir, die meiner Erfahrung nach nicht nur Aha-Momente auslösen, sondern echte Veränderungen in Gang bringen können – bis hin zu einem Zuhause, das wirklich zu dir passt. Und das möchtest du doch, oder?
1/ Die Meinung deiner Freundin, Schwester oder Schwiegermutter ist irrelevant
Ja, ich weiß – das klingt hart. Aber wenn es um dein Zuhause geht, gibt es nur eine Person, deren Meinung wirklich zählt: deine eigene. (inklusive allen, die dort wohnen)
Ich höre Sätze wie
„Meine Schwester hat gesagt, das Sofa passt gar nicht ins Wohnzimmer.“
„Meine Schwiegermutter findet, es ist zu bunt.“
„Meine Freundin meint, der Teppich ist zu altmodisch.“
Natürlich können solche Meinungen gut gemeint sein. Aber sie bringen dich vom Weg ab – weg von deiner Intuition, deinen Vorlieben und deinem Lebensstil.
Denn deine Schwester hat ein anderes Leben, deine Freundin einen anderen Geschmack und deine Schwiegermutter vielleicht ein ganz anderes Verständnis von Einrichtung.
Ein Zuhause ist kein Projekt, das anderen gefallen muss.
Es ist dein Rückzugsort. Dein Wohlfühlort.
Und wenn du dich an äußeren Meinungen orientierst, verlierst du den Bezug zu dir selbst – und am Ende fühlt sich dein Zuhause vielleicht schick an, aber nicht nach dir.
Tipp:
Wenn du unsicher bist, frage dich: Gefällt mir das wirklich – oder möchte ich nur anderen gefallen?
2/ Eine einzige Deckenleuchte in der Raummitte ist keine gute Beleuchtung
Das ist ein Klassiker. Ein Raum, eine Lampe. Fertig!
Nicht wirklich.
Natürlich erfüllt eine Deckenleuchte erstmal den Zweck: Sie bringt Licht in den Raum. Aber gutes Wohnen bedeutet mehr als nur Funktion.
Es geht auch um Atmosphäre, um Stimmung, um Lebensqualität. Und genau da kommt die Beleuchtung ins Spiel.
Ein Raum wirkt völlig anders, wenn du mehrere Lichtquellen einsetzt:
Indirekte Beleuchtung (z. B. durch Wandleuchten oder LED-Strips) schafft Gemütlichkeit.
Zonenlicht (z. B. eine Stehleuchte am Sofa oder eine Leselampe am Bett) betont bestimmte Bereiche.
Stimmungslicht (z. B. Kerzen, kleine Tischleuchten) sorgt für Geborgenheit.
Wenn du also nur eine grelle Deckenlampe hast, bleibt dein Raum auf halber Strecke stehen. Du vergibst dir die Chance, mit Licht zu gestalten – und das ist eine der mächtigsten Gestaltungsformen überhaupt.
3/Deine Möbel müssen nicht perfekt zusammenpassen
Das Bild vom „perfekt eingerichteten Raum“, in dem jedes Möbelstück die gleiche Holzfarbe, den gleichen Stil oder das gleiche Dekor hat, hält sich hartnäckig. Dabei passiert oft das Gegenteil von dem, was sich viele wünschen: Es wirkt schnell künstlich, langweilig oder sogar steril.
Ein Zuhause lebt von Brüchen, nicht von Perfektion.
Wenn du ein altes Erbstück mit einem modernen Sessel kombinierst, entsteht Spannung. Wenn deine Kommode eine andere Holzfarbe hat als dein Tisch, zeigt das Mut zur Individualität. Wenn nichts 1:1 zusammenpasst, heißt das nicht Chaos – sondern Charakter.
Wir Menschen sind nicht perfekt aufeinander abgestimmt – warum sollte unser Zuhause es sein?
Tipp:
Achte lieber auf Harmonie statt Gleichheit. Gemeinsame Farbwelten, Materialien oder Stimmungen reichen völlig aus, um einen stimmigen Gesamteindruck zu schaffen.
4/ Du musst deinen Einrichtungsstil nicht benennen können
„Bin ich eher Skandi oder doch Boho?“
„Ist das Industrial oder schon Retro?“
Diese Fragen begegnen mir immer wieder – aber sie führen oft in die Irre.
Stilrichtungen können inspirierend sein, klar. Sie helfen dabei, sich zu orientieren oder gezielter nach Möbeln und Deko zu suchen. Aber wenn sie zur Schublade werden, in die man sich oder sein Zuhause zwingt, wird’s schwierig.
Dein Stil darf ein Mix sein. Oder undefiniert. Oder einfach du.
Die meisten Menschen haben einen ganz eigenen Geschmack, geprägt von Erinnerungen, Lieblingsorten, Lebensphasen. Und das ist gut so. Denn nichts ist langweiliger als ein Zuhause, das aussieht wie aus einem Katalog.
Wenn du also nicht weißt, wie du deinen Stil nennen sollst – perfekt!
Vielleicht ist er einfach: persönlich.
5/ Weiße Wände sind oft das Fehlen einer Entscheidung
Natürlich kann Weiß wunderschön wirken – hell, klar, ruhig.
Aber in sehr vielen Wohnungen ist Weiß nicht bewusst gewählt, sondern einfach nicht durchdacht.
Weiße Wände sind oft eine gestalterische Leerstelle.
Sie sagen nichts. Sie fühlen sich oft „unfertig“ an. Und vor allem lassen sie viel Potenzial ungenutzt.
Mit Farbe kannst du so viel mehr schaffen. Zum Beispiel
Tiefe durch dunkle Töne
Wärme durch erdige Nuancen
Frische durch zarte Pastelltöne
Geborgenheit durch gedeckte Farben
Und es muss nicht gleich die knallige Wandfarbe sein. Schon ein einzelner Anstrich, ein Farbverlauf oder eine Tapete kann einem Raum Persönlichkeit geben.
Wenn du vor Farbe zurückschreckst, fang klein an – z. B. mit einem Farbton an einer Wand oder hinter dem Bett. Du wirst den Unterschied spüren!
Zurück zu weißen Wänden: Natürlich ist Weiß ist nicht gleich Weiß.
Es gibt unzählige Weißtöne mit unterschiedlichen Untertönen – warm, kühl, grau-, beige- oder gelbstichig.
Und genau diese feinen Unterschiede machen den Unterschied. Ein kühles Weiß kann in einem nach Norden ausgerichteten Raum schnell steril wirken, während ein warmes Weiß in einem lichtdurchfluteten Südzimmer fast cremig-lebendig erscheint.
Die Wahl des richtigen Weißtons hängt also immer vom Raum, der Lichtstimmung und dem gewünschten Effekt ab.
Außerdem kann Weiß durchaus eine bewusste gestalterische Entscheidung sein – zum Beispiel, wenn es als Bühne für Kunst oder besondere Möbelstücke dienen soll. In diesem Fall ist das Weißes quasi die nackte Leinwand und lässt andere Elemente wirken.
Wenn du also Weiß einsetzt, frag dich: Ist es einfach da – oder erfüllt es eine gestalterische Funktion?
Tipp:
Teste immer mehrere Weißtöne im Raum bei Tageslicht. Oft offenbart sich erst an der Wand, wie „weiß“ ein Weiß wirklich ist.
Dein Zuhause muss nicht „richtig“ sein – es muss nur richtig für dich sein!
Es gibt kein Richtig oder Falsch beim Einrichten. Es gibt nur: passt zu dir – oder eben nicht.
Wenn du also dein Zuhause gestalten möchtest, hör weniger auf die Meinungen anderer und mehr auf deine eigene Stimme.
Lass Perfektion los, und gestalte mit Gefühl.
Gib dir die Erlaubnis, Dinge auszuprobieren – und dich selbst dabei besser kennenzulernen.
Denn am Ende geht’s nicht darum, ein „schönes“ Zuhause zu haben.
Sondern eins, das dich jeden Tag willkommen heißt. 😊